Pietro Pariati
Librettist, geboren 27.3.1665 in Reggio (Emilia, Italien), gestorben 14.10.1733 in Wien.
Pietro Pariati machte zunächst Karriere als Jurist und Sekretär des Herzogs von Modena, wo er auch die Universität besucht hatte. Aufgrund einer Gefängnisstrafe wurde er jedoch verbannt und er musste sich beruflich neu orientieren, da sein Universitätsabschluss aus Modena in anderen Regionen nicht anerkannt wurde – er durfte sich zwar weiterhin „Doktor“ nennen, konnte aber seinen Beruf nicht weiter ausüben. Als fast einzige Option blieb ihm, auch aufgrund seines schon fortgeschrittenen Alters von 35 Jahren, nun die unsichere Laufbahn eines freien Literaten, abhängig von Gönnern und vom Publikumsgeschmack – eine riskante Entscheidung, da er außer ein paar älteren Gelegenheitsdichtungen – davon einige auf der Wand seiner Gefängniszelle verewigt – keine Belege für sein Können vorweisen konnte und als Dichter völlig unbekannt war.
1699 begab er sich also nach Venedig, wo er wahrscheinlich Kontakt zu dem mit seiner Familie bekannten Annibale Visconti suchte, der möglicherweise Pariati ein erstes Bühnenstück für Mailand vermittelte. Ab 1705 bildete Pariati mit Apostolo Zeno eine ‚Arbeitsgemeinschaft‘ als Operntextdichter – eine Symbiose, die sich später am Wiener Hof fortsetzen sollte: Zu den gemeinschaftlich erarbeiteten Libretti steuerte Zeno den Stoff und den Plot bei, während Pariati die Versifizierung besorgte. 1714 wurde Pariati von Kaiser Karl VI. zum kaiserlichen Hofpoeten berufen, ab 1718 arbeitete er mit dem nun auch am Wiener Hof angestellten Zeno intensiv in der bewährten Arbeitsteilung zusammen. Das Poetenduo wurde 1729 durch Pietro Metastasio als neuen Hofpoeten abgelöst.
Pariati verfasste in Venedig und in Wien Libretti für alle gängigen musikdramatischen Gattungen: für Opern, Serenaten, Oratorien und Kantaten. Besonders erfolgreich war Pariati im komischen Fach, also mit Buffoszenen, Intermezzi und Tragikomödien, wo er mit skurrilen Charakteren, kurzweiligen Dialogen mit zahlreichen parodistischen Anspielungen auf das ernste Genre, einem breiten stilistischen Spektrum und reichlich Wortwitz die Komponisten inspirierte sowie das Publikum begeisterte und niveauvoll unterhielt. Die im Karneval 1724 am Wiener Hof uraufgeführte Penelope war Pariatis letztes Libretto für eine Tragicommedia in musica.
Das Libretto zur Penelope wurde 1724 bei Johann Peter van Ghelen in Wien gedruckt. Neben dem italienischen Text zum Mit- und Nachlesen enthält das gedruckte Textbuch auch eine Kurzzusammenfassung der Handlung sowie Hinweise auf die Mitwirkenden, auf die Bühnenbilder sowie szenische Aktionen. Rezitative und Arien sind typographisch voneinander abgesetzt, indem die Arien eingerückt werden; Szenenanweisungen erscheinen in Klammern und kursiv.
© Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel; http://diglib.hab.de/drucke/textb-sbd-11-8s/start.htm
Zugleich erschien bei van Ghelen auch eine deutsche Übersetzung des Librettos:
Library of Congress, Music Division, https://lccn.loc.gov/2010665615
Für Edition, Einstudierung und Untertitel zu PENELOPE 2025 verwenden wir eine textnahe Übersetzung in modernem Deutsch von Alfred und Christine Noe.
Literatur
Dubowy, Norbert, Art. "Pariati, Pietro", in: MGG Online, hrsg. von Laurenz Lütteken, New York/Kassel/Stuttgart 2016ff, zuerst veröffentlicht 2005, online veröffentlicht 2016, https://www.mgg-online.com/mgg/stable/51630
Seifert, Herbert, "Pietro Pariati poeta cesareo", in: Giovanni Gronda (Hg.), La carriera di un librettista: Pietro Pariati di Lombardia, Bologna 1990, S. 45−71.
Strohm, Reinhard, "Pietro Pariati librettista comico", in: Giovanni Gronda (Hg.), La carriera di un librettista: Pietro Pariati di Lombardia, Bologna 1990, S. 73−111.