Mitwirkende
Informationen zu den Autoren von Text und Musik sowie zu den Ausführenden und zur Szene sind in den Zusammenstellungen im gedruckten Libretto sowie in den Partiturabschriften angegeben.
Neben Conti und Pariati sind noch Giuseppe und Antonio Galli Bibiena genannt, die in bewährter Weise die Bühnenbilder und die Szenerie schufen. Zudem ist Alessandro (Alexandre) Phillebois erwähnt, der als Hoftanzmeister für die Balletti verantwortlich war. Für Penelope sind vier Tänze – in den Quellen als „Aria“ bezeichnet – vorgesehen, die allesamt am Schluss der Oper nach dem Chor gespielt wurden. Üblicherweise wurden diese Tänze nicht vom Komponisten der Oper, sondern vom Direktor der Instrumentalmusik – seit 1712 Nicola Matteis d. J. – bzw. vom Ballettkomponisten – ab 1733 Phillebois – komponiert. In den Quellen zu Penelope ist der Komponist der Balletti nicht explizit genannt; der Hinweis „Il Ballo fu vagamente concertato dal Sig. Alessandro Philebois“ bzw. in der deutschen Übersetzung „Der Tantz ist von dem Herrn Alexandro Phillebois, der Röm. Kaiserl. und Königl. Cathol. Majestät Tantz=Meistern auf das kunstreicheste angeordnet worden.“ lässt sich eher so verstehen, dass Philebois die Tänze choreographierte. In Analogie zu anderen Karnevalsopern hat wahrscheinlich Matteis auch die Musik zu den Tänzen der Penelope beigesteuert.
Dank der genauen Aufzeichnungen im Libretto und in der Partitur sind die Namen der Sängerinnen und Sänger aus dem Jahr 1724 überliefert; es sangen am Hof angestellte Künstler:innen, auf deren sängerische und darstellerische Fähigkeiten die jeweiligen Rollen zugeschnitten wurden.
Die Titelrolle Penelope wurde verkörpert von Regina Schoonjans (geb. Schweyzer, ca. 1766–1759), Sopranistin am Wiener Hof und seit 1714 für prominente Rollen in zahlreichen musikdramatischen Werken von Conti, Fux und Caldara vorgesehen. 1713/14 sang sie noch ohne Besoldung, 1717 wurde sie fest angestellt und war eine der am besten bezahltesten Sängerinnen am Hof. Bis 1722 war Contis Frau, Maria Conti-Landini, die prima donna, die die Hauptrollen sang, nach ihrem Tod übernahm Regina Schoonjans diese Funktion, bis sie ab 1725 von Contis zweiter Frau Anna-Maria Lorenzoni-Conti, wieder in die zweite Reihe verdrängt wurde.
Ulisse, Penelopes Ehemann, sang der aus Modena stammende Tenor Francesco Borosini (ca. 1690 – zwischen 1741/61), der 1711–31 Sänger in der kaiserlichen Hofmusikkapelle war. 1724, kurz nach der Aufführung der Penelope, wurde er Mitglied von Händels Operntruppe in London. Borosini machte sich zudem ab 1728 als Impresario des Wiener Kärntnertortheaters einen Namen, wo er trotz kaiserlichen Verbots abendfüllende Opern, vor allem Komödien, zur Aufführung brachte. Als Sänger zeichnete sich Borosini durch herausragende technische Fähigkeiten sowie einen großen Stimmumfang (F-h’) aus. In den Wiener Karnevalsopern verkörperte er regelmäßig die männliche Hauptrolle. Neben seinen musikalischen Fertigkeiten hat er sicher auch ein großes schauspielerisches Talent und eine große Bühnenpräsenz besessen, sodass er unterschiedlichste Charaktere darzustellen vermochte. 1719 suchte er beim Hofkapellmeister Fux um eine Gehaltserhöhung an, die dieser auch bewilligt, da Borosini „ein sehr guter Virtuos ist; Vnd in Theatralsachen sich sonderbar distinguiret […]“. (Ludwig Ritter von Köchel, Johann Josef Fux. Hofkompositor und Hofkapellmeister der Kaiser Leopold I., Josef I., und Karl VI. von 1698–1740, Wien 1872, S. 385).
Anna d’Ambreville, die Sängerin der Argene, war die Schwester von Rosina (Rosa) d’Ambreville, die wiederum mit Antonio Borosini verheiratet war. Beide Schwestern waren Sängerinnen am Wiener Hof und wirkten unter anderem 1723 in der Aufführung der Prager Krönungsoper Costanza e fortezza von Johann Joseph Fux mit.
Gaetano Orsini (ca. 1667–1750), Telemaco, war ein international bekannter und anerkannter Altkastrat, der ab 1698 der kaiserlichen Hofmusikkapelle angehörte und in vielen Hofopern bedeutende Partien sang. Johann Joachim Quantz lobt Orsinis reine Intonation, seine Triller und seinen geschmackvollen Vortrag in schnellen wie langsamen Arien, mit dem er sich in die Herzen des Publikums sang. Auch in der Gesangslehre von Pier Francesco Tosi ist er lobend erwähnt. Er behielt seine Stimme bis ins hohe Alter.
Eurimaco, die zweite Altpartie der Oper, wurde von einem weiteren Kastraten, Pietro Casati (Casato; 1684–1754), gesungen. Casati, der auch komponierte, war von 1717 bis zu seinem Tod im Dienst der Wiener Hofmusikkapelle und erhielt ein hohes Jahresgehalt von 1800 Gulden. Er wirkte in zahlreichen Karnevalsopern mit.
Der Soprankastrat Domenico Genovesi (Genuesi, Lebensdaten unbekannt) sang den Medonte. Über sein Leben ist nicht viel bekannt, er ist ab 1717 oder 1718 bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1752 als Mitglied der Wiener Hofmusikkapelle nachweisbar und erhielt ein Jahresgehalt von 1440 Gulden. Wie viele seiner Kolleg:innen wirkte auch er 1723 bei der Prager Aufführung von Costanza e fortezza mit, wo ihn J. J. Quantz wahrscheinlich hören konnte. Quantz lobte seine durchdringende und reine Sopranstimme, kritisierte aber sein nicht besonders lebhaftes Spiel.
Die komische Rolle der Dienerin Dorilla wurde von Giovanni Vincenzi (1698–1739), Soprankastrat, verkörpert. 1713 trat er in die Wiener Hofkapelle ein, 1727 rückte er zum ersten Sopranisten auf und bezog ein Jahresgehalt von 1440 Gulden. Vincenzi trat auch in anderen Karnevalsopern, bevorzugt in komischen Frauenrollen, auf.
Den Diener Tersite sang der Bassbuffo Pietro Paolo Pezzoni (1667–1736), der 1715 in die Wiener Hofmusikkapelle eintrat und bis zu seinem Tod im Jahr 1736 aktiv war und auf komische Rollen spezialisiert war. Er verdiente mit 1260 Gulden weniger als seine Kolleg:innen, mit denen er in der Penelope gemeinsam sang; er muss jedoch ein beträchtliches schauspielerisches Talent gehabt haben, um die Buffopartien in den Intermezzi und Karnevalsopern, so auch die Rolle des Tersite, überzeugend darzustellen.
A-Wn Mus.Hs. 17226/2
Das Orchester wurde aus den Mitgliedern der Hofmusikkapelle gebildet. Möglicherweise spielte Conti auf seiner Theorbe beim Continuo mit. Penelope enthält keine virtuosen instrumentalen Soli, mit Ausnahme der Salterio-Partie in der Arie des Tersite (Nr. 29) im II. Akt. Maximilian Joseph Hellmann (1702/3–1763) war Paukist und Hackbrett-Virtuose am Wiener Hof, er spielt ein großes, kostbares Instrument mit 185 Saiten, das nach seinem Erfinder Pantaleon Hebenstreit „Pantalon“ genannt wurde. Hellmann wurde 1719 an den Dresdner Hof geschickt, wo er von Hebenstreit persönlich ausgebildet wurde. Er verdiente mit 1000 Gulden im Jahr für einen Instrumentalisten sehr gut, war jedoch aufgrund der hohen Unterhaltskosten für sein Instrument ständig in Geldnöten und suchte um Gehaltserhöhung an, die ihm der Hofkapellmeister Fux zwar gewährte, aber gleichzeitig empfahl, dem musikalisch überragenden, aber finanziell weniger geschickt agierenden Virtuosen einen Kurator zur Seite zu stellen, sodass „seiner üblen würthschaft vorgebogen werden“ soll. (Köchel, Johann Josef Fux, S. 406)