Edition
Quellenlage und Edition
Das Kompositionsautograph von Conti ist – wie für die meisten seiner Opern – nicht erhalten, da dieses lediglich als Vorlage für die Kopisten diente und danach an den Komponisten zurückging. Aufbewahrt wurden im Bestand der Wiener Hofmusikkapelle lediglich die Kopien der Partitur und der Stimmen, wobei aus Platzgründen im Laufe der Zeit Dubletten und rein verstärkende Stimmen skartiert (ausgesondert und vernichtet) wurden, da diese nicht zur Werksubstanz gehören und somit für rein archivalische Zwecke nicht benötigt wurden.
Grundlage für die Edition sind die aus dem Bestand der Hofmusikkapelle stammenden, heute in der Musiksammlung der Österreichischen Nationalbibliothek aufbewahrten zwei Partiturkopien A-Wn Mus.Hs. 17110/1–3 und A-Wn Mus.Hs. 17226/1–3 sowie die Streicherstimmen (A-Wn Mus.Hs. 17227/1–4) für Violine I, Violine II, Viola und Violoncello.
Die Edition wurde im Wintersemester 2023/24 und im Sommersemester 2024 im Rahmen von Lehrveranstaltungen und einem Eramus+ Workshop kollaborativ mit Studierenden der GMPU Klagenfurt und der Academy of Music, Zagreb, erarbeitet.
Librettosynopse und deutsche Übersetzung wurden von Alfred und Christine Noe, Wien, erarbeitet.
An der Edition beteiligt waren:
GMPU Klagenfurt: Theresa Aichner (studentische Hilfskraft), Laura Espinoza García, Eva Grujić, Jiwoo Kim, Sanja Kostić, Viktor Pelepchuk, Sabrina Schasche, Kristina Tominec, Marko Veljković, Stephanie Weitensfelder. – Ramona Hocker, Klaus Kuchling.
Academy of Music, Zagreb: Lovro Bakula, Adela Balić, Lora Breški, Magda Galić, Lovro Ivić, Sarah Kraljić, Dorian Posavac, Gabriela Šlegl. – Ana Čizmić Grbić, Ivan Ćurković.
Die Integration in die universitäre Lehre, der Zeitrahmen von zwei Semestern sowie der Zweck der Edition als im Rahmen eines Studierendenprojekts praxistaugliche Ausgabe bestimmten dabei die methodische Vorgehensweise wesentlich. Eine detaillierte Kollationierung und Quellenbewertung konnte deshalb nicht vor Beginn der Editionsarbeiten stattfinden; anhand von Vergleichen vor allem der Ausführungshinweise in den beiden Partituren wurde A-Wn Mus.Hs 17110 als Leitquelle für die Edition ausgewählt. Im Zuge der Edition und Korrekturen wurden Abweichungen und wichtige Zusätze aus der Partitur A-Wn Mus.Hs. 17226 und den Streicherstimmen eingearbeitet sowie im Kritischen Bericht vermerkt. Ziel war die Erstellung einer historisch-kritischen Edition, die sich für eine praktische Verwendung mit Studierenden eignet. Insbesondere die Stimmenmaterialien müssen also an diskrepanten Stellen eindeutige Lösungen beinhalten. Ebenso sind in den Stimmen (analoge) Ergänzungen von Bögen und Dynamikangaben ohne besondere Kennzeichnung enthalten. In der Dirigierpartitur sind Zusätze und Änderungen nur dort gekennzeichnet, wo sich keine eindeutige Lösung ergibt bzw. die Lösung im Zuge der Proben anhand des Klangeindrucks festgelegt wird. Gestrichene Vorfassungen zweier Arien wurden in einem Anhang beigegeben, der für einige Stellen auch synoptische Auszüge aus dem Digitalisat zur Diskussion besonderer Fragen der Artikulation beinhaltet.
Für die Edition wurde die Notation modernisiert und standardisiert, dies betrifft vor allem Schlüsselung, Vorzeichenregelungen sowie die in den Quellen nicht präzise mit dem musikalischen Notat koordinierte Unterlegung der Gesangstexte. Für die Erarbeitung wurde zudem eine Übersetzung in modernem Deutsch (Alfred und Christine Noe, Wien) in die vokalen wie instrumentalen Notenmaterialien integriert.
Editionsarbeiten
Zunächst erfolgt die Transkription der Stimmen aus der originalen Partitur. Verstärkende colla parte-Stimmen werden neu angelegt und aus den jeweiligen Hauptstimmen generiert. Daraus resultiert eine Gesamtpartitur, die alle beteiligten Stimmen enthält. Dieser Vorgang ist nötig, um für jedes dieser Instrumente eine Einzelstimme zum Musizieren zu erzeugen.
Im Rahmen der universitären Editionskurse wurde zunächst mit einzelnen Dateien für jede Nummer gearbeitet. Diese wurden am Schluss der Transkriptionsarbeiten zu drei großen Dateien – eine für jeden Akt – zusammengefügt, sodass sich in den einzelnen Layouts ein fortlaufender Fluss ergibt. In der Cello/Kontrabass-Stimme ist den Rezitativen zur besseren Orientierung der vokale Part im Kleinstich beigegeben; ebenso enthält die Stimme für das Cembalo in Rezitativen wie Arien die jeweils höchste Stimme. Bei allen Instrumentalstimmen ist darauf zu achten, dass sie gut lesbar sind und Blätterstellen an dafür geeigneten Stellen gesetzt werden, was bei manchen sehr dicht komponierten Sätzen zu einer Herausforderung wird und einiges an händischem Nachjustieren der Systeme mit sich bringt.
Ähnlich wie die originale Partitur stellt die Dirigierpartitur nur einen Auszug aller klingenden Stimmen dar – wie im Original sind hier auch nur die substanziellen Stimmen, also Streicher, Singstimme, eine Basszeile, enthalten. Die Mitwirkung der Bläser sowie das Pausieren des Kontrabasses sind durch verbale Anmerkungen angezeigt: Dadurch ist die Partitur übersichtlicher und auf einer Seite lassen sich mehr Systeme unterbringen, sodass weniger häufig geblättert werden muss. Wie das Original ist auch unsere Dirigierpartitur im Querformat, da hier längere Zusammenhänge – vor allem bei Koloraturpassagen – darstellbar sind und dieses Layout mit der Faktur der Musik perfekt korreliert: Nicht ohne Grund finden sich Querformat für die Partitur und Hochformat für die Stimmen bereits bei den originalen Materialien aus dem 18. Jahrhundert. Die Dirigierpartitur lässt sich sowohl im B4-Format (Dirigent) als auch leicht verkleinert auf A4 für die Sänger*innen nutzen. Ein eigener Vokalauszug wurde nicht erstellt, da die Besetzung ohnehin sehr überschaubar ist, die musikalischen Dialoge zwischen den Stimmen sich am besten in der Partitur nachvollziehen lassen und weil die Materialien ohnehin nur zur Einstudierung verwendet werden.