Projekt
PENELOPE 2025 ist ein an der Gustav Mahler Privatuniversität für Musik in Klagenfurt angesiedeltes Projekt mit dem Ziel, mit Studierenden aus Klagenfurt und Venedig in Zusammenarbeit mit professionellen Musiker*innen die Tragicommedia in Musica Penelope (1724) von Francesco Bartolomeo Conti von den Quellen bis zur szenischen Aufführung mit historischem Instrumentarium zu erarbeiteten. Die Idee entstand im Fachbereich Alte Musik nach dem erfolgreichen Vorgängerprojekt „Fux im Dom“ (2022/23), in dem die Missa in C (K 47) von Johann Joseph Fux (~1660–1741) ediert und mit Studierenden im Dom zu Klagenfurt sowie bei der Fête baroque in Ossiach aufgeführt wurde.
Die Karnevalsoper Penelope wird in Kooperation mit dem Conservatorio di Musica "Benedetto Marcello", Venezia im Konzerthaus Klagenfurt sowie in Venedig aufgeführt. Zweites zentrales Projektziel ist die Aufbereitung und Vermittlung des Werks für unterschiedliche Publikumsschichten: Zum einen für ein allgemeines Publikum in Klagenfurt und Venedig, zum anderen in einer gekürzten und textlich bearbeiteten Version mit partizipativen Elementen für Schulklassen.
Durch das Projekt sollen Studierende ihre Kenntnisse in Barockmusik vertiefen und das Spiel mit historischen Instrumenten erlernen. Die Einstudierung eines unbekannten Werks bietet zudem die Chance, die Interpretation von Grund auf zu erarbeiten, von den von Studierenden der GMPU selbst edierten Noten zu musizieren und Erfahrungen aus der Musikpraxis in die Edition zurückfließen zu lassen.
Werkauswahl
Die Werkauswahl erfolgte anhand mehrerer Kriterien: Gesucht war eine bislang nicht edierte Barockoper aus dem Repertoire des Wiener Kaiserhofes, deren Stoff sich zudem auch an Schulklassen vermitteln lässt. Zudem sollte die Besetzung zu den an der GMPU vorhandenen Studiengänge und dem verfügbaren Instrumentarium passen, somit schieden Werke mit einer prominenten solistischen Bläserbesetzung und vor allem Hörnern oder Sonderinstrumenten wie Chalumeau aus. Bei der Besetzung der Singstimmen war zudem zu berücksichtigen, dass es an der GMPU – wie an vielen anderen Universitäten derzeit – nur wenige Studierende im Bereich der Männerstimmen gibt.
Von vornherein ausgeschlossen wurden aufgrund ihrer Länge Fünfakter, die zudem meistens noch weitere Teile wie Tänze und Intermezzi enthalten. Einaktige (Kammer-)Opern wiederum sind nicht zwangsläufig kurz und deren Stoff aufgrund ihrer Bestimmung als Serenate anlässlich von Familienfeiern des Hofes stark panegyrisch geprägt ist. Infolgedessen konzentrierte sich die Suche nach einem geeigneten Werk auf das Repertoire der Dreiakter. Für die Auswahl war zudem entscheidend, ob bereits Digitalisate der Quellen online verfügbar sind.
Mit ihrer gut in die Jetztzeit transferierbare Handlung sowie den zwei komischen Nebenrollen, der Besetzung mit vielen hohen Singstimmen und ohne solistische Bläser sowie dem eingängigen, nicht zu virtuosen Stil bietet F. B. Contis Penelope alles, was für die Realisierung des Projekts an einer noch jungen Musikuniversität nötig ist. Eine moderne Erstaufführung im engeren Sinne war dabei nicht intendiert – auch bereits gespielte Werke lohnen einer (Wieder-)Aufführung! Die szenische Aufführung der Penelope auf Basis der an der Wiener Hofmusikkapelle entstandenen Handschriften setzt sich zudem von der 2013 in Weimar präsentierten konzertanten Aufführung ab, für die die in Meiningen aufbewahrte Abschrift – eine reine Rezeptionsquelle aus dem Besitz des Fürsten Anton Ulrich von Sachsen-Coburg-Meiningen (1678–1763) – verwendet wurde. (Vgl. Lawrence Bennett, "A little known Collection of Early-Eighteenth-Century. Vocal Music at Schloss Elisabethenburg, Meiningen", in: Fontes Artis Musicae 48/2 (July-September 2001), S. 250–302.
Projektteile
Die Projektlaufzeit ist auf vier Semester angelegt, wobei im Wintersemester 2023/24 und im Sommersemester 2024 die Editionsarbeiten sowie vorbereitende Planungen stattfanden. Die Probenarbeiten beginnen im Wintersemester 2024/25 mit Intensivworkshops, während des Semesters finden regelmäßige Proben in Klagenfurt und Venedig statt, bevor im Mai 2025 alle Akteuer*innen vor den Aufführungen nochmals intensiv miteinander proben.
Projektteile:
- Kritische Edition und Erstellen von praxistauglichen Aufführungsmaterialien (Dirigierpartitur, Instrumentalstimmen)
- Probenarbeit: Erarbeiten einer stilgerechten Interpretation, Rückfluss der Erkenntnisse und Erfahrungen aus den Proben in die Notenmaterialien
- Workshops mit Spezialist*innen für Barockmusik (Gesang, hohe Streicher, tiefe Streicher, Tanz)
- Szenenproben
- Erarbeitung von Musikvermittlungskonzepten für die Öffentlichkeit sowie speziell für Schulklassen (ca. 10–14 Jahre)
- Erarbeitung pädagogischer Begleitmaterialien und begleitender Maßnahmen (Schulbesuche, Workshops, Probenbesuche), Durchführung im Frühjahr 2025
- Erarbeitung partizipativer Elemente (Tänze, Schlusschor)
- Projekthomepage, Social Media, PR-Aktivitäten, Spendenaktionen
- Kostüme, Kulisse, Maske
- Programmheft
- Untertitel, Licht, Veranstaltungsbetreuung
- Aufführungen in Klagenfurt und Venedig; Videodokumentation
Projektverlauf
Im Wintersemester 2023/24 starteten im Rahmen eines Seminars die Editionsarbeiten, die Ende des Sommersemesters 2024 abgeschlossen wurden, sodass im Herbst 2024 die Probenarbeiten beginnen konnten. Das für die Entwicklung und Erschließung der Künste zentrale Prinzip einer wissenschaftlich grundierten, reflektierten künstlerischen Praxis sowie der stete Rückfluss von aus der Praxis gewonnenen Erfahrungen in die Wissenschaft ist in diesem Projekt zum einen in der editorischen Beschäftigung mit dem Notentext und zum anderen in der Aufbereitung des Werks für unterschiedliche Zielgruppen realisiert. Die Verankerung in der künstlerischen wie wissenschaftlichen Lehre über mehrere Semester trägt dazu bei, dass Studierende in möglichst viele Arbeitsschritte des Gesamtprojekts – u. a. Edition, Vermittlung, Organisation, Öffentlichkeitsarbeit, Aufführung – eingebunden sind: Dadurch wirken die Studierenden aktiv daran mit, Synergien durch fachübergreifende künstlerische Arbeit sowie zwischen Praxis und Wissenschaft zu generieren.
Neben der originalen Fassung wird auch eine Version für Schulklassen erarbeitet. Ziel ist, die Projektergebnisse in die Breite der Gesellschaft zu vermitteln und in Kooperation mit Schulen aus der Region die Erkenntnisse aus der künstlerischen wie wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit dem Werk und seinen Kontexten in die Öffentlichkeit zu transferieren.